Management 4.0 – Was steckt wirklich dahinter?

Titelseite Buch Management 4.0Finde, neben viel Theorie, aber auch praktischen Beispielen, im Buch „Management 4.0 – Unternehmensführung im digitalen Zeitalter“ im Fokuskapitel Organisation 4.0* eine Beschreibung, wie die Samhammer AG ihre Agilität erreicht und erhält: „Raus aus dem Silo – rauf auf die Bühne“.
*Geschrieben von Annemarie Zink-Kunnert, OrganisationsEntwicklerin, Scrum Master, Agile Coach, Vorständin der Samhammer AG

Lest Euch schon mal rein: „Durch die Digitalisierung werden nicht nur Industrie, Handel und ganze Branchen neu erfunden, sondern auch die Art und Weise wie wir arbeiten verändert sich. Die Zeiten, in denen die Menschen von neun bis siebzehn Uhr arbeiteten, sind vorbei. Freizeit und Arbeiten werden nicht mehr scharf getrennt. Die Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit zu arbeiten, wann wir wollen, wo wir wollen und mit wem wir wollen. Dazu brauchen wir lediglich einen Netzanschluss und ein bisschen Strom. Hinzu kommen wachsende Komplexität und Unsicherheit, die sich mit den Rezepten aus dem vergangenen Jahrhundert nicht mehr beherrschen lassen. Ergo müssen sich die Unternehmen, ihre Führung und die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, ändern. Die alte Welt der Organigramme mit ihren Kästchen und Hierarchien ist dafür nicht mehr geeignet. Auf den folgenden Seiten werden die Treiber dieser Entwicklung und neue Formen der agilen Zusammenarbeit in der Theorie und am Beispiel der Samhammer AG vorgestellt.“

Was heißt eigentlich agil?

Kürzlich war ich wieder einmal bei einer Veranstaltung zum Thema „Agil“. Nicht falsch verstehen! Ich schätze solche Veranstaltungen sehr.

Zum einen finde ich den Austausch unter Gleichgesinnten, Suchenden und Aufklärern sehr fruchtbar. Zum anderen bin ich immer wieder überrascht, wieviele Menschen mit dem Trend ihres Unternehmens hin zur Agilität auf die Suche gehen oder entsendet werden, manche scheinbar in die Orientierungslosigkeit…

Ist agil, wenn sämtliche Mitarbeiter und Kollegen (Un-)Konferenzen besuchen, in deren Titel irgendwie „agil“ vorkommt? So bekommt man derzeit alle Plätze voll. Alle Einladungen zu Events mit neuartigen Formaten. Je mehr dabei die Teilnehmer an Konferenzen selbst beitragen können und müssen, um so agiler ist es.

Motiviert, die Welt verändern zu wollen und zu können, oder allen klar zu machen, dass „Agilität“ Chaos bedeutet und man davon auf alle Fälle die Finger lassen sollte, kommen sie zurück und verteilen mehr oder weniger ihre Meinung – manchmal als die einzige Wahrheit.Rote Mnnchen orientierungslos mit aussagelosem Schilderwald / Schraffierte Vektor-Zeichnung

  • „Wir werden jetzt agil.“
  • „Wir sind eigentlich schon agil.“
  • „Agil geht bei uns gar nicht.“
  • „Was ist eigentlich agil?

Was genau bedeutet „agil“ für unser Unternehmen? Das geht ja nur für die Softwareentwicklung, wir stellen aber Produkte her. Also ehrlich: Eigentlich geht das auch nicht in der Softwareentwicklung (doch dazu ein andermal).

Es wird viel Zeit dafür verwendet, „agil“ zu definieren. Für die Organisation, für die Führung, für das Projektmanagement, für die Personalarbeit, für alles Mögliche, was es denn in klassisch organisierten Unternehmen so gibt. Denn, ohne erklären zu können, was „agil“ eigentlich ist, was es für das Unternehmen, die eigene Abteilung, die eigene Arbeit, bedeutet, bekommst Du bei deinem Chef das Thema gar nicht auf den Schreibtisch. Andererseits bekommst du alles bei deinem Chef durch Tür, wenn Du das Wort „agil“ verwendest. Ja, das ist schon eine komische Welt.

Immer wieder steht in unserer immer noch sehr traditionell organisierten Welt die Definition eines Endziels am Anfang – und damit manchmal auch schon am Ende eines Projektes, Prozesses.

Also bei der Veranstaltung neulich, war in der Vorstellungsrunde die Challenge, wann man zum ersten Mal mit „agil“ konfrontiert wurde. Ein Mitglied meiner Gruppe berichtete schüchtern, ja schon fast entschuldigend, dass sie in seiner Abteilung XP (extreme programming) machen, aber er gar nicht weiß, ob das tatsächlich „agil“ ist.

Ich berichtete – ich gebe zu etwas provokant – von meiner Leidenschaft, der ich seit frühestem Jugendalter verfallen bin, des Kreuzworträtselns. Tja, und da kam das Wort AGIL häufig vor. Wofür? Laut Duden heißt agil:

von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig

(als Beispiele übrigens *ein agiler Geschäftsmann, *sie ist trotz ihres Alters körperlich und geistig noch sehr agil … nehme ich aber nicht persönlich und daher gerne in Workshops zur Einführung in Agilität)

… und genau das bedeutet „agil“ auch für Unternehmen, Abteilungen und Menschen!

In meiner Firma haben wir in den letzten Monaten eine Bachelor-Arbeit einer unserer dualen Studenten über „Agile Organisation“ betreut. Da in der akademischen Ausbildung auch viel Literatur-Recherche notwendig ist, hat sie sich die aktuellsten Werke namhafter Autoren aus verschiedenen Erfahrungsperspektiven heraus angelesen, analysiert und eine mächtige Matrix erstellt. Ja, da findest Du jetzt alles, was unter agil verstanden wird.

Wir hatten und haben innerhalb unserer Firma, meiner Gruppe der Agilen Coachs und auch mit Kunden zahlreiche Diskussionen darüber. Stundenlang wird gefachsimpelt, ob Design Thinking eine Agile Methode ist, ob Scrum auch außerhalb der Softwareentwicklung funktionieren kann, was passiert, wenn bei „Einführung“ von Selbstorganisation die (…doch ohne ermächtigte Führungskraft so orientierungslosen…) Mitarbeiter sich selbst überlassen werden.

Zeitintensive Diskussionen, die meines Erachtens häufig eine Art Hinhaltetaktik sind und vom „einfach mal anfangen“ abhalten.
Strichfiguren / Strichmnnchen: Mut, ehrgeizig, mglich. (Nr. 20)Beginne dann, wenn Du Lust dazu hast! Finde Mitmacher (oder sei Teamstifter)! Verzichte auf die Anweisung von „oben“, organisiere Dich selbst! Beginne und erwarte ein Ergebnis … verharre und blicke häufig zurück…  Hast Du das Ziel erreicht? Ist das Ziel „wirksam“? Ist das Ziel noch sinnvoll? Vergiss nie das Zurückblicken, prüfen und anpassen … im Sinne von „inspect and adapt“ aus dem Agilen Manifest. …das zusammen mit den agilen Prinzipien – abgewandelt auch auf Nicht-Softwareentwicklung – wegweisend und sinnvoll genutzt werden kann auf dem Weg zur Agilen Organisation

 

Unsere Fragen an uns … NEU: Forum

Immer wieder sind wir überrascht, welche Fragen auf dem Weg von einer klassischen zu einer agilen Organisation auftreten. Und es gibt nicht immer nur eine richtige Antwort. Da wir uns hier gegenseitig unterstützen möchten und können, haben wir diesen Blog um ein Forum erweitert. Dort könnt Ihr Eure Fragen aus dem Alltag stellen… und wir werden uns gemeinsam um Antworten bemühen. Denn …

 FÜREINANDER – VONEINANDER – MITEINANDER!

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In das Forum kommt Ihr über das Menü. Klickt einfach auf den Button „Forum“. Wir sind sehr gespannt und voller Erwartung!

Klassisch gescheitert – Agil erfolgreich

Um von der klassischen Unternehmensorganisation zu einer agilen Organisation zu kommen gibt es viele Phasen, die individuell durch die tatsächlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten sukzessive angegangen werden können. Und zwischen klassisch und praktisch agil gibt es unzählige (neudeutsch) Hybrid-Phasen – also ein bisschen von da, gemischt mit ein bisschen von dort. Übrigens ist dies m.E. ein sehr guter Ansatz, da es dadurch kulturell eher eine Art „gemeinsame Evolution“ ist.

Stick Figure Series Blue / Prozess

Und da dies hier nicht ein Blog von einem „Besserwisser“ ist, sondern von grundehrlichen Typen, erzähle ich Euch von meinem jüngsten Erlebnis aus meinem Unternehmen:

Vor über zwei Jahren starteten wir die Einführung einer nächsten Sharepoint-Ära. Mit viel Emotion. Wir nennen den Sharepoint voller Achtung MR.SPOCK (richtig geraten: unser Vorbild ist ein blitzgescheiter Alleskönner). Federführend ist unsere IT(-Abteilung – und wir haben die beste IT ever!).

Fotolia_179530152_XS.jpgNun, es ist wieder einmal kurz vor Jahresende. Wir denken über neue Ziele für das kommende Jahr nach. Dazu blicken wir auch gerne mal zurück. Und dabei kommt so manches ans Tageslicht!

Also da sitzt nun mein IT-Kollege mit mir am Tisch und erklärt, dass unser MR.SPOCK-Projekt gescheitert ist…

 

 

Meine spontane Antwort aus vollem Herzen: „Gott sei Dank!“

Nachdem sich mein verdutzter Kollege wieder gefangen hatte, zählten wir gemeinsam auf, was wir gemeinsam in den vergangenen 12 Monaten mit MR.SPOCK realisiert haben. Und darauf können wir wirklich stolz sein!

Ja, keiner dieser „Erfolge“ war als „Meilenstein“ im Projektplan enthalten. Einiges wussten wir ja am Anfang des Jahres noch gar nicht. Was aber alle wussten/wissen, ist, dass es MR.SPOCK gibt. Und viele Kollegen glauben daran, dass es mit unserer IT und MR.SPOCK auch immer eine Lösung geben kann.

Und so haben viele meiner Kollegen (= „interne Kunden“) unserer IT ihre Anforderungen geschildert, sind dabei offen und experimentell an viele einzelne Projekte herangegangen und haben tolle Ergebnisse erzielt. Nicht alles funktionierte auf Anhieb zu 100 %, aber alles hatte einen Sinn. Denn wir schweigen nicht über unsere Experimente und deren Ergebnisse – wir tauschen uns wöchentlich untereinander aus („Voneinander – Füreinander – Miteinander“ – von diesem Format erzähle ich Euch ein anderes Mal). Und glaubt mir, nicht nur einmal war ein „Misserfolg“ eine Anregung für andere, woraus dann ein „Erfolg“ in einem anderen Projekt wurde.

Wären wir nun „klassisch erfolgreich“ gewesen, dann hätten wir den Fileserver (die bisherige Heimat unserer Files) abgeschaltet und unsere Files und File-Struktur in Files und File-Struktur, nur optisch ein wenig anders, auf MR.SPOCK umgezogen. Wäre das tatsächlich ein „SINNvoller“ Erfolg gewesen?

Zum Glück waren wir agil erfolgreich, denn alle unsere kundenorientierten MR.SPOCK-Projekte dienten einem Ziel: Wir brauchen im Unternehmen kein (Daten-/Dokumenten-/File-)Antiquariat, sondern agile digitale Wissenslogistik! … und da sind wir mit Spaß und Freude sehr viel weiter gekommen.

Was ich uns Agile Coaches damit sagen möchte?

Nicht jeder Hybrid funktioniert auf Anhieb und einwandfrei. Achtet darauf, dass ein Hybrid-Modell nicht zu Mehrbelastung oder gar Frustration Eurer Kollegen durch das Bedienen von Vorder- und Hinterbühne (wie Lars Vollmer in seinem Buch „Zurück an die Arbeit“ schreibt) führt.

Unterstützt und bestärkt Eure Kollegen in der agilen Arbeitsweise und motiviert zum Experimentieren. Unterstützt das Sichtbarmachen von Erfolgen UND Misserfolgen. Nutzt EINE Bühne! Denn praktisch agil wird man praktisch nur agil!

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Muss die denn jetzt auch noch anfangen?

Strichfiguren / Strichmännchen: Wahl, Ja, Nein. (Nr. 139)Stimmt! Vieles ist bereits geschrieben, veröffentlicht, gesagt, vorgestellt … Viele haben auch begriffen, dass da eine Chance in der Agilität für ihr Unternehmen steckt. Auf allen Ebenen! Tja, und dann wird wieder einmal in die beliebte Werkzeugkiste gegriffen, investiert, geplant, besprochen, gemanagt, controllt (ich weiß, das Wort gibt es nicht), qualifiziert, zertifiziert, trainiert, gecoacht, beraten, designt, sich auf die Schultern geklopft…

Irgendwo zwischen der Andeutung „Sollten wir auch agil werden?“ und dem Freudenschrei „Wir sind agil!“ befindest Du Dich? Für alle diejenigen, die sich aufmachen oder schon irgendwo irgendwie unterwegs sind auf der Reise zur Agilität, möchte ich mit meinem Blog „Praktisch Agil“ Mut machen:

Für Unsichere

  • die, die unsicher sind, ob sie agil sind
  • die, die unsicher sind, ob sie agil werden können
  • die, die unsicher sind, ob agil bei ihnen funktionieren kann
  • die, die unsicher sind, ob sie agil werden wollen
  • die, die unsicher sind, ob sie agil werden müssen

Für Orientierungslose

  • die, die nicht wissen, wie sie selbst agil werden können
  • die, die nicht wissen, wie sie andere agil machen
  • die, die nicht wissen, wie ihr Unternehmen agil werden kann

Für Leidende

  • die, die schon immer so waren
  • die, die das in Frage stellen
  • die, die das für Quatsch halten
  • die, die sich das nicht trauen
  • die, die mitten drinnen sind, ob aus eigenem Antrieb oder „fremdbestimmt“
  • die, die nicht wissen, wie es weitergehen soll

Auch denjenigen, die sich auf dem Weg gemacht haben, um sich als Unterstützer und Mitgestalter zur Agilität ihres Unternehmens fit zu machen, den Agile Coaches, möchte ich eine Bühne bieten, auf der sie sich austauschen, gegenseitig von den Erfahrungen profitieren und gegenseitig voneinander lernen können: Füreinander – Voneinander – Miteinander

Für Agile Coaches

  • die, die eine Ausbildung zum Agile Coach haben – ob aus eigenem Antrieb oder „fremdbestimmt“
  • die, die praktizierende Agile Coaches sind – ob mit viel oder weniger Erfahrung
  • die, die ein Agile Coach werden wollen oder sollen