Was heißt eigentlich agil?

Kürzlich war ich wieder einmal bei einer Veranstaltung zum Thema „Agil“. Nicht falsch verstehen! Ich schätze solche Veranstaltungen sehr.

Zum einen finde ich den Austausch unter Gleichgesinnten, Suchenden und Aufklärern sehr fruchtbar. Zum anderen bin ich immer wieder überrascht, wieviele Menschen mit dem Trend ihres Unternehmens hin zur Agilität auf die Suche gehen oder entsendet werden, manche scheinbar in die Orientierungslosigkeit…

Ist agil, wenn sämtliche Mitarbeiter und Kollegen (Un-)Konferenzen besuchen, in deren Titel irgendwie „agil“ vorkommt? So bekommt man derzeit alle Plätze voll. Alle Einladungen zu Events mit neuartigen Formaten. Je mehr dabei die Teilnehmer an Konferenzen selbst beitragen können und müssen, um so agiler ist es.

Motiviert, die Welt verändern zu wollen und zu können, oder allen klar zu machen, dass „Agilität“ Chaos bedeutet und man davon auf alle Fälle die Finger lassen sollte, kommen sie zurück und verteilen mehr oder weniger ihre Meinung – manchmal als die einzige Wahrheit.Rote Mnnchen orientierungslos mit aussagelosem Schilderwald / Schraffierte Vektor-Zeichnung

  • „Wir werden jetzt agil.“
  • „Wir sind eigentlich schon agil.“
  • „Agil geht bei uns gar nicht.“
  • „Was ist eigentlich agil?

Was genau bedeutet „agil“ für unser Unternehmen? Das geht ja nur für die Softwareentwicklung, wir stellen aber Produkte her. Also ehrlich: Eigentlich geht das auch nicht in der Softwareentwicklung (doch dazu ein andermal).

Es wird viel Zeit dafür verwendet, „agil“ zu definieren. Für die Organisation, für die Führung, für das Projektmanagement, für die Personalarbeit, für alles Mögliche, was es denn in klassisch organisierten Unternehmen so gibt. Denn, ohne erklären zu können, was „agil“ eigentlich ist, was es für das Unternehmen, die eigene Abteilung, die eigene Arbeit, bedeutet, bekommst Du bei deinem Chef das Thema gar nicht auf den Schreibtisch. Andererseits bekommst du alles bei deinem Chef durch Tür, wenn Du das Wort „agil“ verwendest. Ja, das ist schon eine komische Welt.

Immer wieder steht in unserer immer noch sehr traditionell organisierten Welt die Definition eines Endziels am Anfang – und damit manchmal auch schon am Ende eines Projektes, Prozesses.

Also bei der Veranstaltung neulich, war in der Vorstellungsrunde die Challenge, wann man zum ersten Mal mit „agil“ konfrontiert wurde. Ein Mitglied meiner Gruppe berichtete schüchtern, ja schon fast entschuldigend, dass sie in seiner Abteilung XP (extreme programming) machen, aber er gar nicht weiß, ob das tatsächlich „agil“ ist.

Ich berichtete – ich gebe zu etwas provokant – von meiner Leidenschaft, der ich seit frühestem Jugendalter verfallen bin, des Kreuzworträtselns. Tja, und da kam das Wort AGIL häufig vor. Wofür? Laut Duden heißt agil:

von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig

(als Beispiele übrigens *ein agiler Geschäftsmann, *sie ist trotz ihres Alters körperlich und geistig noch sehr agil … nehme ich aber nicht persönlich und daher gerne in Workshops zur Einführung in Agilität)

… und genau das bedeutet „agil“ auch für Unternehmen, Abteilungen und Menschen!

In meiner Firma haben wir in den letzten Monaten eine Bachelor-Arbeit einer unserer dualen Studenten über „Agile Organisation“ betreut. Da in der akademischen Ausbildung auch viel Literatur-Recherche notwendig ist, hat sie sich die aktuellsten Werke namhafter Autoren aus verschiedenen Erfahrungsperspektiven heraus angelesen, analysiert und eine mächtige Matrix erstellt. Ja, da findest Du jetzt alles, was unter agil verstanden wird.

Wir hatten und haben innerhalb unserer Firma, meiner Gruppe der Agilen Coachs und auch mit Kunden zahlreiche Diskussionen darüber. Stundenlang wird gefachsimpelt, ob Design Thinking eine Agile Methode ist, ob Scrum auch außerhalb der Softwareentwicklung funktionieren kann, was passiert, wenn bei „Einführung“ von Selbstorganisation die (…doch ohne ermächtigte Führungskraft so orientierungslosen…) Mitarbeiter sich selbst überlassen werden.

Zeitintensive Diskussionen, die meines Erachtens häufig eine Art Hinhaltetaktik sind und vom „einfach mal anfangen“ abhalten.
Strichfiguren / Strichmnnchen: Mut, ehrgeizig, mglich. (Nr. 20)Beginne dann, wenn Du Lust dazu hast! Finde Mitmacher (oder sei Teamstifter)! Verzichte auf die Anweisung von „oben“, organisiere Dich selbst! Beginne und erwarte ein Ergebnis … verharre und blicke häufig zurück…  Hast Du das Ziel erreicht? Ist das Ziel „wirksam“? Ist das Ziel noch sinnvoll? Vergiss nie das Zurückblicken, prüfen und anpassen … im Sinne von „inspect and adapt“ aus dem Agilen Manifest. …das zusammen mit den agilen Prinzipien – abgewandelt auch auf Nicht-Softwareentwicklung – wegweisend und sinnvoll genutzt werden kann auf dem Weg zur Agilen Organisation

 

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